Kreuzweg für die Schöpfung: von Lützerath nach Büchel (7. bis 16. Juli 2023)
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Aufruf zum
Kreuzweg für die Schöpfung 2023 –
von Lützerath nach Büchel
7. bis 16. Juli 2023
„They tried to bury us,
they didn’t know we were seeds.“
Traditionen des Widerstands
Im Frühjahr 1988 machten sich Atomkraftgegner*innen in Wackersdorf, dem geplanten Standort einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage, mit einem Kreuz auf den Weg nach Gorleben – dem geplanten Standort eines sogenannten Endlagers. Sie drückten damit nicht nur den – auch christlich geprägten – Widerstand gegen die zerstörerische Atomtechnologie aus, sondern auch ihre Verbundenheit mit anderen damals aktuellen Kämpfen: mit der Friedens-, Frauen- und Ökobewegung, der Solidarität mit der (damals sogenannten) Dritten Welt.
In diese Tradition stellte sich das „Gorlebener Gebet“, eine Gruppe aus dem Anti-Atom-Widerstand im Wendland. Es stiftete im Sommer 2021 ein Kreuz für Lützerath, Ort des Widerstands gegen Braunkohle und andere fossile Energien. Der „Kreuzweg für die Schöpfung“ trug das gelbe „Gorlebener Kreuz“ über 500 km nach Lützerath. Es fand dort seine Heimat in der Eibenkapelle. Diese Heimat hat es am 11. Januar verloren, als die Polizei auf Geheiß von RWE und Politik Lützerath räumte. Kurze Zeit später vernichtete RWE den ganzen Ort.
Doch das „Gorlebener Kreuz“ entging der Zerstörung – und ist so zum Zeugnis geworden für das Leben in Lützerath und seine Vernichtung. Als Zeugnis und Mahnung, aber auch als Zeichen der Hoffnung geht dieses Kreuz wieder auf Pilgerreise: Zum Fliegerhorst Büchel, dem Standort amerikanischer Atomwaffen.
Logik der Gewalt
Denn nichts zeigt die zerstörerische Logik der Gewalt – die Befreiungstheologie spricht vom Gott des Todes – so unverhüllt wie die Drohung mit Atomwaffen. Doch die gleiche tödliche Bedrohung steckt auch in den AKWs – die Unterscheidung zwischen militärischer und sogenannter ziviler Nutzung der auf Jahrzehntausende unberechenbaren Atomtechnologie ist eine Illusion. Außerdem fehlt der Blick auf die Konsequenzen für die Realität im Globalen Süden: Der Abbau von Uran, Braunkohle, Lithium, Kupfer sowie vieler weiterer Rohstoffe, die der Globale Norden frisst, zerstört dort schon jetzt Lebensgrundlagen und verursacht Konflikte, Tod und Ewigkeitskosten, für die kein Konzern, keine Regierung Verantwortung übernimmt. Menschen müssen ihre Heimat verlassen, verlieren ihre Existenzgrundlage. Tier- und Pflanzenarten verschwinden wie nie zuvor. Böden werden vernichtet, Wasser vergiftet und Luft verschmutzt.
Krieg, Militarismus und die rücksichtslose Ausbeutung der Schöpfung gefährden akut das Leben – und sie heizen sich wechselseitig immer weiter an. Hinter beidem steht ein zutiefst ungerechtes, das Leben auf der Erde zerstörendes, rassistisches Wirtschaftssystem, das die Profite Weniger über das Wohl von Menschen, Tieren, Pflanzen, der Erde – der gesamten Schöpfung stellt.
Ohne Frieden gibt es keine Klimagerechtigkeit – und ohne Klimagerechtigkeit wird es keinen Frieden geben!
One struggle, one fight! Lützi lebt!
Mit dem Gorlebener Kreuz tragen wir nicht nur die Vorstellung einer friedlichen, solidarischen und gerechteren Welt nach Büchel, sondern wollen auch die Erfahrungen weitergeben, die im jahrelangen Widerstand in Lützerath – und an vielen anderen Orten – gewonnen wurden. Es sind die Erfahrungen einer kollektiven, solidarischen Lebensweise: Der achtsame Verbrauch und das Teilen von Ressourcen, der behutsame Umgang mit „Mutter Erde“, lokale Kreisläufe, Vernetzung mit unterschiedlichsten Akteur*innen, Solidarität mit Kämpfen im Globalen Süden und Norden, gemeinsames Innehalten, Auseinandersetzung mit struktureller Diskriminierung wie Rassismus oder Sexismus, ein Leben außerhalb des Geldzwangs – all das ist ein großer Teil der Lösung. Mit unserem Kreuzweg verweisen auch wir auf die innere Verbundenheit der verschiedenen Kämpfe sowie die Solidarität der Akteur*innen: One struggle, one fight! Lützi lebt!
Unser Weg führt uns daher von Lützerath über den Hambi, einem zentralen Widerstandsort gegen den Braunkohleabbau, zum Fliegerhorst Nörvenich, wo aktuell die Tornadostaffel aus Büchel stationiert ist. Weiter geht es zum „Zentrum für Geoinformationswesen der Bundeswehr“ in Euskirchen, einer militärischen Forschungseinrichtung, die einen möglichen Cyber-War vorbereitet. Mit Münstereifel und Schuld/Ahr durchqueren wir das Flutgebiet von 2021. Unterwegs werden wir auch Gelegenheit haben, uns mit Erfahrungen aus der Solidarischen Landwirtschaft vertraut zu machen. Schließlich erreichen wir die Airbase Büchel, wo das Kreuz von “Büchel ist überall: Atomwaffenfrei jetzt!” in Empfang genommen wird und seinen neuen Standort auf der „Friedenswiese“ bekommt.
Bewahrung der Schöpfung und ein gutes Leben für alle in Fülle
Die Schauplätze wechseln, doch das Ziel ist das gleiche: Die Zerstörung unseres „gemeinsamen Hauses“ zu stoppen. Dazu wollen wir mit dem Kreuzweg einen Beitrag leisten. Er ist offen für alle, unabhängig von religiöser Überzeugung und spiritueller Praxis – eingeladen sind alle, die sich einsetzen für die Bewahrung der Schöpfung, für Frieden und Gerechtigkeit, für ein gutes Leben für alle in Fülle.
Wir rufen Euch auf
- Beteiligt Euch an diesem Kreuzweg für die Schöpfung, Frieden und Gerechtigkeit!
- Lauft mit – ob eine Stunde, einen Tag, eine Woche!
- Kommt zu den Aktionen und Gottesdiensten!
- Macht die Aktion in Eurem Umfeld bekannt!
Laßt uns diesen Kreuzweg zu einem gemeinsamen Projekt auf dem Weg zu einer herrschaftsfreien, gerechten Welt machen!
Unterstützer*innen
Der „Kreuzweg für die Schöpfung 2023 – von Lützerath nach Büchel“ wird unterstützt von
(die Liste ist für weitere Unterstützer*innen offen und wird laufend ergänzt):
Gorlebener Gebet
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg
Lützi lebt
Alle Dörfer Bleiben
Büchel atomwaffenfrei
Mahnwache Lützerath
Kirchenkreis Jülich
Pax christi – deutsche Sektion e.V.
Buirer für Buir
Internationaler Versöhnungsbund, deutscher Zweig
Klimaliste NRW
Wald- und Dorfspaziergänge (Michael Zobel, Eva Töller u.a.)
Peacemaker-Gemeinschaft Deutschland e.V.
Pax Christi Aachen
GreenFaith Deutschland
Die Kirche(n) im Dorf lassen
Die Kirche(n) im Dorf lassen