Kreuzweg
für die
Schöpfung
Aufruf zum
Kreuzweg für die Schöpfung 2023
von Lützerath nach Büchel „They tried to bury
us, they didn’t know
we were seeds.“
Traditionen des Widerstands
Im Frü hjahr 1988 machten sich Atomkraftgegner*innen in Wackersdorf, dem geplanten Standort einer
atomaren Wiederaufbereitungsanlage, mit einem Kreuz auf den Weg nach Gorleben – dem geplanten
Standort eines sogenannten Endlagers. Sie drückten damit nicht nur den – auch christlich geprägten –
Widerstand gegen die zerstörerische Atomtechnologie aus, sondern auch ihre Verbundenheit mit anderen
damals aktuellen Kämpfen: mit der Friedens-, Frauen- und Ökobewegung, der Solidarität mit der (damals
so genannten) Dritten Welt.
In diese Tradition stellte sich das „Gorlebener Gebet“, eine Gruppe aus dem Anti-Atom-Widerstand im
Wendland: Es stiftete im Sommer 2021 ein Kreuz für Lützerath, Ort des Widerstands gegen Braunkohle
und andere fossile Energien. Der „Kreuzweg für die Schöpfung“ trug das gelbe „Gorlebener Kreuz“
über 500 km nach Lü tzerath, es fand dort seine Heimat in der Eibenkapelle. Diese Heimat hat es am
11. Januar verloren, als die Polizei auf Geheiß von RWE und Politik Lützerath räumte. Kurze Zeit später
vernichtete RWE den ganzen Ort.
Doch das „Gorlebener Kreuz“ entging der Zerstörung – und ist so zum Zeugnis geworden für das Leben
in Lützerath – und seine Vernichtung. Als Zeugnis und Mahnung, doch auch als Zeichen der Hoffnung
geht dieses Kreuz wieder auf Pilgerreise: Zum Fliegerhorst Büchel, dem Standort amerikanischer Atom-
waffen.
Logik der Gewalt
Denn nichts zeigt die zerstörerische Logik der Gewalt – die Befreiungstheologie spricht vom Gott des
Todes – so unverhüllt wie die Drohung mit Atomwaffen. Doch die gleiche tödliche Bedrohung steckt auch
in den AKWs – die Unterscheidung zwischen militärischer und sogenannter ziviler Nutzung der auf Jahr-
zehntausende unberechenbaren Atomtechnologie ist eine Illusion. Außerdem fehlt der Blick auf die Kon-
sequenzen für die Realität im Globalen Süden: Der Abbau von Uran, Braunkohle, Lithium, Kupfer sowie
vieler weiterer Rohstoffe, die der Globale Norden frisst, zerstört dort schon jetzt Lebensgrundlagen und
verursacht Konflikte, Tod und Ewigkeitskosten, für die kein Konzern, keine Regierung Verantwortung
übernimmt. Menschen müssen ihre Heimat verlassen, verlieren ihre Existenzgrundlage. Tier- und Pflan-
zenarten verschwinden wie nie zuvor. Böden werden vernichtet, Wasser vergiftet und Luft verschmutzt.
Krieg, Militarismus und die rücksichtslose Ausbeutung der Schöpfung gefährden akut das Leben – und sie
heizen sich wechselseitig immer weiter an. Hinter beidem steht ein zutiefst ungerechtes, das Leben auf der
Erde zerstörendes Wirtschaftssystem, das die Profite Weniger über das Wohl von Menschen, Tieren, Pflan-
zen, der Erde – der gesamten Schöpfung stellt. Ohne Frieden gibt es keine Klimagerechtigkeit – und ohne
Klimagerechtigkeit wird es keinen Frieden geben!
One struggle, one fight! Lützi lebt!
Mit dem Gorlebener Kreuz tragen wir nicht nur die Vorstellung einer friedlichen, solidarischen und
gerechteren Welt nach Büchel, sondern wollen auch die Erfahrungen weitergeben, die im jahrelangen
Widerstand in Lützerath – und an vielen anderen Orten – gewonnen wurden. Es sind die Erfahrungen
einer kollektiven, solidarischen Lebensweise: Der achtsame Verbrauch und das Teilen von Ressourcen,
kreuzweg-luetzi-buechel@posteo.de
der behutsame Umgang mit „Mutter Erde“, lokale Kreisläufe, Vernetzung mit unterschiedlichsten
Akteur*innen, Solidarität mit Kämpfen im Globalen Süden und Norden, gemeinsames Innehalten,
Auseinandersetzung mit struktureller Diskriminierung wie Rassismus oder Sexismus, ein Leben außer-
halb des Geldzwangs – all das ist ein großer Teil der Lösung.
Mit unserem Kreuzweg verweisen auch wir auf die innere Verbundenheit der verschiedenen Kämpfe
sowie die Solidarität der Akteur*innen: One struggle, one fight! Lützi lebt! Unser Weg führt uns daher
von Lützerath über den Hambi, einem zentralen Widerstandsort gegen den Braunkohleabbau, zum
Fliegerhorst Nörvenich, wo aktuell die Tornadostaffel aus Büchel stationiert ist. Weiter geht es zum
„Zentrum fu r Geoinformationswesen der Bundeswehr“ in Euskirchen, einer militärischen Forschungs-
einrichtung, die einen möglichen Cyber-War vorbereitet. Mit Münstereifel und Schuld/Ahr durchqueren
wir das Flutgebiet von 2021. Unterwegs werden wir auch Gelegenheit haben, uns mit Erfahrungen aus der
Solidarischen Landwirtschaft vertraut zu machen. Schließlich erreichen wir die Airbase Büchel, wo das
Kreuz von „Büchel ist überall: Atomwaffenfrei jetzt!“ in Empfang genommen wird und seinen neuen
Standort auf der „Friedenswiese“ bekommt.
Bewahrung der Schöpfung und ein gutes Leben für alle in Fülle
Die Schauplätze wechseln, doch das Ziel ist das gleiche: Die Zerstörung unseres „gemeinsamen Hauses“
zu stoppen. Dazu wollen wir mit dem Kreuzweg einen Beitrag leisten. Er ist offen fu r alle, unabhängig
von religiöser Überzeugung und spiritueller Praxis – eingeladen sind alle, die sich einsetzen fu r die
Bewahrung der Schöpfung, für Frieden und Gerechtigkeit, fu r ein gutes Leben fu r alle in Fülle.
Wir rufen Euch auf
Beteiligt Euch an diesem Kreuzweg für Schöpfung, Frieden und Gerechtigkeit!
Lauft mit – ob eine Stunde, einen Tag, eine Woche!
Kommt zu den Aktionen und Gottesdiensten!
Macht die Aktion in Eurem Umfeld bekannt!
Laßt uns diesen Kreuzweg zu einem gemeinsamen Projekt auf dem Weg zu einer herrschaftsfreien,
gerechten Welt machen!
Info & Kontakt:
kreuzweg-luetzi-buechel@posteo.de,
www.kreuzweg-gorleben-garzweiler.de/kreuzweg-buechel
Unterstützer*innen
Der „Kreuzweg für die Schöpfung 2023 – von Lützerath nach Büchel“ wird unterstützt von
(wird laufend ergänzt, meldet euch bei uns, wenn ihr Unterstützer*in werden wollt):
Gorlebener Gebet
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg
Lützi lebt
Alle Dörfer Bleiben
Büchel atomwaffenfrei
Versöhnungsbund (angefragt)
Pax Christi Aachen (angefragt)
Spendenkonto:
BI Umweltschutz
DE24 2585 0110 0230 0427 98
Stichwort: Kreuzweg Schöpfung
Kreuzweg
für die
Schöpfung
kreuzweg-luetzi-buechel@posteo.de
Kreuzweg
für die
Schöpfung
Praktisches
Mitlaufen kann jede*r, die sich der Bewahrung der Schöpfung und dem Kampf um Frieden verpflichtet
fühlt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich – kommt einfach dazu, ob für ein paar Stunden oder die
gesamte Strecke.
Die Strecke ist etwa 150 km lang, läßt sich also in acht Tagen gut bewältigen. Der erste Teil führt durch
landwirtschaftlich geprägtes Flachland, meist über Rad- und Wirtschaftswege, ist also auch für Menschen
mit Kinderwagen, Fahrrad, im Rollstuhl etc. zu machen. Der zweite Teil führt durch die Eifel, eher auf
Wanderwegen, mit Steigungen ist zu rechnen. Abgesehen von Euskirchen wird auf der Strecke kein
größerer Ort berührt.
Die von uns organisierten Übernachtungsorte werden einfach und naturnah sein: in Schutz- oder Grill –
hütten, oder auch im Zukunfts-Camp von ICAN/IPPNW in Morschenich. Nötig sind Isomatte und
Schlafsack, evt. auch ein Zelt. Es wird einen (natürlich begrenzten!) Gepäcktransport geben, die Rückfahrt
zum Ausgangsort (für Kurzpilger*innen) wird von der Gruppe selbst organisiert, ebenso wie das Ein –
kaufen u.ä. unterwegs. An allen Ausgaben beteiligen sich die Pilger*innen auf Spendenbasis nach Selbst-
einschätzung. Da dies erfahrungsgemäß nie reicht: Spenden sind immer willkommen!
Etappen
(vorläufig, vor allem Übernachtungsorte können sich noch ändern):
Freitag, 7. Juli: 10 h Gottesdienst bei Lützerath (Treffpunkt in Holzweiler, Alte Schule), dann
von Lützerath nach Elsdorf (20 km)
Samstag, 8. Juli: von Elsdorf über Aussichtspunkt Terra Nova (Gottesdienst) nach Morschenich
ins Zukunfts-Camp von ICAN/IPPNW (15 km)
Sonntag 9. Juli: von Morschenich nach Nörvenich, Aktion und Gottesdienst am Fliegerhorst
(11 km, Nachtwache vor dem Fliegerhorst oder zweite Übernachtung im Camp
Morschenich)
Montag, 10. Juli: von Nörvenich nach Oberelvenich bei Euskirchen (ca. 18 km)
Dienstag, 11. Juli: von Oberelvenich nach Euskirchen, Aktion und Gottesdienst vor dem Cyber-
Center der Bundeswehr (ca. 15 km)
Mittwoch, 12. Juli: von Euskirchen nach Münstereifel, Gottesdienst im Gedenken an die Opfer der
Flut 2021, weiter zur Kapelle auf dem Michelsberg (21 km)
Donnerstag, 13. Juli: vom Michelsberg nach Schuld, Gottesdienst im Gedenken an die Opfer der Flut
2021, weiter nach Reifferscheid (20 km)
Freitag, 14. Juli: von Reifferscheid nach Köttelbach (ca. 21 km)
Samstag, 15. Juli: von Köttelbach nach Ulmen (ca. 17 km)
Sonntag, 16. Juli: von Ulmen zum Fliegerhorst Büchel, Aktion vor dem Fliegerhorst,
14 h Gottesdienst von „Büchel ist überall: Atomwaffenfrei jetzt!“
mit Aufstellung des Kreuzes auf der Friedenswiese (8 km)
Spendenkonto:
BI Umweltschutz
DE24 2585 0110 0230 0427 98
Stichwort: Kreuzweg Schöpfung
kreuzweg-luetzi-buechel@posteo.de