Pressemitteilung vom 10. Juli 2021

Der am 4. Juli in Gorleben gestartete „Kreuzweg für die Schöpfung“ erreicht heute auf seiner siebten Etappe Hannover. Am Abend ist ein Empfang bei Landesbischof Ralf Meister, Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) geplant.

Über 120 Kilometer wurde das gelbe Kreuz bereits getragen, vom verhinderten Endlagerstandort Gorleben führt der Weg der Klimaschutzaktion bis ins 470km entfernte Lützerath. Das Dorf an der „Kante“ zum Braunkohleabbau Garzweiler ist akut vom Abriss bedroht, damit der Energiekonzern RWE dort weiter den Klimakiller Kohle abbauen kann. Das Kreuz wird am 1. August um 15.00 Uhr in Keyenberg in Empfang genommen.

Heute Abend (Samstag, 10. Juli, 17.00 Uhr) werden die Pilger*innen des Kreuzweges in Bischofsresidenz Hannover bei Landesbischof Ralf Meister, Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), empfangen.

In einer Ansprache der Pilger*innen an den Bischof heißt es:

„Als wir uns entschlossen, das Kreuz aus Gorleben anzunehmen, wussten wir nicht, wo wir es aufstellen würden. Denn in Lützerath gab es keinen ‘sicheren Ort’ für ein Kreuz – unsere Kreuze wurden immer wieder durch RWE abgerissen. Es kam uns daher fast wie ein Wunder vor, als sich herausstellte, dass es doch noch ein kleines Stück Land gibt, das der Kirche gehört – ein sakraler Ort, an dem wohl früher einmal eine Kapelle und später ein Kreuz stand. Für uns war es ein Fingerzeig: An diesem Ort werden wir das Kreuz aufrichten, als Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung – der Versöhnung der Menschen untereinander nach den Jahren des Konflikt, der Versöhnung mit der Schöpfung, die so gelitten hat in dieser Region.“

An den Bischof richtet sich eine konkrete Bitte:

„Helfen Sie mit, dass dieses Kreuz geschützt wird, dass es vielleicht sogar Lützerath vor der endgültigen Zerstörung schützt. Denn in diesen Tagen entscheidet es sich, ob dieser Sakralort an RWE verkauft oder zur Nutzung überlassen wird.“

Ansprache an den Landesbischof:

Sehr verehrter Herr Bischof Meister,

vielen Dank, dass Sie uns – die Pilgerinnen und Pilger der Kreuzweges für die Schöpfung von Gorleben nach Lützerath – empfangen und damit Ihre Unterstützung ausdrücken.

Der erste Kreuzweg führte vor über 30 Jahren von Wackersdorf nach Gorleben. Diese beiden Orte waren der Inbegriff des Widerstand gegen diese – wie heute auch die Politik und die große Mehrheit der Menschen in Deutschland meint – gefährliche und kaum beherrschbare Atomtechnologie, deren zerstörerisches Potenzial die gesamte Schöpfung noch immer bedroht.

Heute tragen wir ein Kreuz von Gorleben nach Lützerath, an die Kante des Braunkohle-Tagebaus Garzweiler II. Die katastrophalen Folgen dieser Technologie der Energiegewinnung für das globale Klima, vor allem aber das Leid, das sie seit Jahrzehnten den Menschen der Region zufügt – nicht nur durch den noch immer drohenden Verlust ihrer Heimat, sondern auch durch die unglaublichen Belastungen durch hochgiftigen Feinstaub aus den Schornsteinen des Kraftwerks – sind viel weniger bekannt und politisch nicht gelöst. Der sog. Kohlekompromiss,ein für viele schon schmerzlicher, kaum tragbarer Kompromiss, wurde politisch nicht umgesetzt .Der Braunkohleabbau soll bis 2038 weitergehen, spürbare Reduktionen erst spät vollzogen werden. Zu spät für das Klima, zu spät für die junge Generation.

Der Weiler Lützerath liegt heute direkt an der Tagebaukante. Vor einem Jahr noch ein grünes Dorf, umgeben von Äckern, mit drei Hofanlagen und zahlreichen Wohnhäusern, ist heute bereits zur Hälfte zerstört, die endgültige Zerstörung droht – ganz konkret mit der Räumung des letzten, in der Enteignung befindlichen Hofes – am 1. November.
Und an diesen Ort tragen wir unser Kreuz.

Das Gorlebener Gebet wird seit über 30 Jahren mitten im Wald, in unmittelbarer Nähe des Erkundungsbergwerk gefeiert. Das Gorlebener Gebet war und ist die christlichen Stimme in diesem Konflikt, eingebettet in den Gesamtwiderstand.
Als wir uns entschlossen, das Kreuz aus Gorleben anzunehmen, wussten wir nicht, wo wir es aufstellen würden. Denn in Lützerath gab es keinen „sicheren Ort“ für ein Kreuz – unsere Kreuze wurden immer wieder durch RWE abgerissen.
Es kam uns daher fast wie ein Wunder vor, als sich herausstellte, dass es doch noch ein kleines Stück Land gibt, das der Kirche gehört – ein sakraler Ort, an dem wohl früher einmal eine Kapelle und später ein Kreuz stand.

Für uns war es ein Fingerzeig: An diesem Ort werden wir das Kreuz aufrichten, als Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung – der Versöhnung der Menschen untereinander nach den Jahren des Konflikt, der Versöhnung mit der Schöpfung, die so gelitten hat in dieser Region.
Und daher tragen wir Ihnen eine Bitte vor: Helfen Sie mit, dass dieses Kreuz geschützt wird, dass es vielleicht sogar Lützerath vor der endgültigen Zerstörung schützt. Denn in diesen Tagen entscheidet es sich, ob dieser Sakralort an RWE verkauft oder zur Nutzung überlassen wird. Bitte sprechen Sie mit dem Aachener Bischof Dieser als Bruder in Christo.
Das ist eine vermessene Bitte, ich weiß. Aber niemand anderes als Probst Stefan Wichard von Holten hat uns darum gebeten, Ihnen diese Bitte vorzutragen. Denn wer, wenn nicht Sie kann die Lage von Bischof Dieser nachempfinden, sein Leiden an der Zerrissenheit seiner Gemeinden, seine Verantwortung für den Frieden in seinem Bistum – aber auch seine Verantwortung für die Schöpfung.