Kreuzweg für die Schöpfung: von Lützerath nach Büchel (7. bis 16. Juli 2023)
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Grusswort von „Lützi lebt!“ an „Büchel atomwaffenfrei” 

zur Übergabe des gelben Kreuzes am Sonntag 16. Juli 2023 auf der Friedenswiese, Fliegerhorst Büchel.

english version below

Lützerath war ein Ort, wo wir uns alles vorgenommen haben und uns deshalb das Meiste oder zumindest vieles nicht gelungen ist.
In Lützi haben wir versucht, gemeinsam mit unzähligen anderen Bewegungen, das kapitalistische, rassistische, klassistische, ableistische, patriarchale System und die Gewalt, die es auf uns alle hier und überall auf der Welt ausübt, zu überwinden.
Doch wir haben nicht nur RWE, Polizei, Militär, Staat, den Kapitalismus, das Patriarchat kritisiert. Wir haben auch auf uns selbst geschaut. Welche Gewaltformen und Diskriminierungen von uns als vorwiegend weiße, westeuropäische, privilegierte Bewegung ausgehen. Wir haben uns gefragt, wie wir alle, die verschiedenen Gruppen und wir als einzelne Menschen selbst tagtäglich Gewalt ausüben.
Wir stellten fest, dass wir alle rassistische, ableistische, binäre Verhaltensweisen integriert haben und uns entsprechend verhalten.
Wir beobachteten, wie auch in Lützi männlich gelesenen Menschen automatisch mehr Autorität, Kompetenz, Wissen zugetragen wird und wie selbstverständlich sich weiße alte und junge Männer die Macht einfach nehmen.
Das war und ist sehr schmerzhaft. Für diejenigen, die von der Gewalt Betroffen sind und für diejenigen, die sie ausüben.
So war Lützi, wie die Welt, ein Ort voller Diskriminierungen. Aber im Gegensatz zur Welt war es ein Ort der Begegnung und des Austauschs zwischen ganz unterschiedlichen Menschen und Gruppen. Und in Lützi wurde es – zumindest für Menschen die länger da waren – zur Gewohnheit, über eigene Privilegien und ihre unbeabsichtigten Wirkungen nachzudenken, sie zu benennen in kleinen Bezugsgruppen, im Plenum, in unseren Pressemitteilungen.
Das erscheint klein im Vergleich zu unseren großen Idealen: Die Überwindung des kapitalistischen, rassistischen, kriegshungrigen, patriarchalen Systems und seiner Gewalt.
Und natürlich war Lützi ein Ort des dauernden Scheiterns an unseren Idealen und Zielen. Doch Lützi war vor allem der Raum, wo es uns gelungen ist, es jeden Tag neu zu versuchen.
Und das ist einer der Gründe, weshalb Lützerath weiterhin lebt, so viel Kraft hat, so viele Blüten und Früchte trägt.
Das ist das, war wir Euch mit diesem Kreuz mitgeben: Versucht das Unmögliche: die Überwindung dieses ungerechten, kapitalistischen, kriegshungrigen und patriarchalen Systems. Denn es geht nicht darum dass es gelingt, es geht darum, es zu versuchen.
Lützi lebt!
Anschließend wurde “Ihr könnt nicht gewinnen” von Findus abgespielt.

 

 

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Way of the Cross Lützi-Büchel 7-16 July 2023

Greeting from „Lützi lebt!“ to „Büchel atomwaffenfrei” 

on the occasion of the handing over of the yellow cross on Sunday 16 July 2023 on the peace meadow, Büchel airbase.

 

Lützerath was a place where we set out to do everything and therefore we didn’t succeed in most things, or at least in many things.

In Lützi we tried, together with countless other movements, to overcome the capitalist, racist, classist, ableist, patriarchal system and the violence it exerts on all of us here and everywhere in the world.

But we did not only criticise RWE, the police, the military, the state, capitalism, patriarchy. We also looked at ourselves. What forms of violence and discrimination emanate from us as a predominantly white, Western European, privileged movement. We asked ourselves how all of us, the different groups and we as individuals ourselves commit violence on a daily basis.

We found that we all have integrated racist, ableist, binary behaviours and behave accordingly.

We observed how even in Lützi male-read people were automatically assigned more authority, competence, knowledge and how naturally white old and young men just take power.

This was and is very painful. For both those who are affected by the violence and for those who exercise it.

So Lützi, like the world, was a place full of discrimination. But unlike the world, it was a place of encounter and sharing between very different people and groups. And in Lützi it became a habit – at least for people who lived there for a while – to think about our own privileges and their unintended effects, to name them in small affinity groups, in the plenary, in our press releases.

This seems small compared to our big ideals: Overcoming the capitalist, racist, war-hungry, patriarchal system and its violence.

And of course Lützi was a place of constant failure of our ideals and goals. But Lützi was above all the space where we succeeded in trying anew every day.

And that is one of the reasons why Lützerath continues to live, has so much strength, bears so many blossoms and fruits.

That is what we pass on to you with this cross: Try the impossible: overcome this unjust, capitalist, war-hungry and patriarchal system.

Because the point is not to succeed but to keep trying.